Informationen für Veranstalter (Aktionswochen)

Erläuterungen und Hinweise für die praktische Umsetzung

1) Thema Rassismus

„Als Veranstalter*innen ist es unsere Aufgabe, Rassismus als gesellschaftliche Herausforderung zu thematisieren. Rassismus durchzieht alle Strukturen und gesellschaftlichen Lebensbereiche. Dies ist bei unserer Veranstaltungsplanung mitzudenken. Dies bedeutet:

  • Die Veranstaltung steht in der Verantwortung strukturellen Rassismus mitzudenken und zu thematisieren.
    Oder:
  • Der Rahmen der Veranstaltung deckt dies ab, sollte der Inhalt der Veranstaltung einen spezifischen Bereich in den Blick nehmen.

Weiterführende Literatur (Beispiele):
El Mafaalani, Aladin (2021): Wozu Rassismus? – Von der Erfindung der Menschenrassen bis zum rassismuskritischen Widerstand.
Apraku, Josephine; Bönkost, Jule: Rassismus geht und alle an. Wie wir zusammen in einer gerechteren Gesellschaft leben können.

2) Gegen Diskriminierung

Als Veranstalter*innen sind wir in der Verantwortung auf Diskriminierungen während der Veranstaltung einzugehen.

  • Diese Verantwortung sollte mit der Moderation oder anderen Aktiven besprochen und auch geteilt werden.

Grundlagen:

  • Ich-Aussagen treffen
  • Störungen haben Vorrang!
  • Workshop-Regeln im Vorfeld sichtbar aushängen und zu Beginn der Veranstaltung darauf hinweisen (siehe Workshop Regeln)

Beispielsätze:

  • “Ich kann diese Aussage nicht so stehen lassen, weil…”
  • “Diese Aussage verletzt mich, weil…”

3) Keine Verallgemeinerungen

Formulierungen wie: „Alle Menschen aus … sind so!” oder “Hier bei uns ist das so” können nicht getroffen werden. Sie verschleiern die Vielfältigkeit von Menschen und reproduzieren Vorurteile und Stereotypen.

4) Fehlerachtsamkeit

Wir haben eine positive Fehlerkultur. Fehler sind nicht schlecht, sondern bieten Lerninhalte.

Wir bieten eine offene Kommunikationskultur. Und handeln nach bestem Wissen und Gewissen.

5) Barrierefreiheit

Barrierefreiheit bedeutet in diesem Kontext nicht nur die Inklusion von Menschen mit Behinderung. Sie beinhaltet die Schaffung von möglichst diskriminierungsarmen Räumen.

Barrierefreiheit betrifft dabei viele Bereiche (z.B. Raumaufteilung, Licht, Aushänge, Mehrsprachlichkeit, Rollstuhleignung, Wegführung, Unisex-Toiletten).

Barrierefreiheit beinhaltet auch die Möglichkeit der Unterstützung vor Ort.

Wenn ihr barrierefreie Räume braucht oder eure Räume auf Barrierearmut prüfen wollt, meldet euch beim Netzwerk, ebenso wie bei Unterstützungsbedarf in einfacher Sprache.

6) Workshop-Regeln

Ein Vorschlag für mögliche Regeln:

  • Lehr- und Lernraum: Wir teilen unsere Erfahrungen und unser Wissen miteinander.
  • Fehlerfreundlichkeit/ Verlernen: Wir gestehen uns ein, etwas Lernen und Verlernen zu wollen und zu können. Wir erlauben uns, nicht alles zu wissen und begreifen zu wollen oder zu müssen.
  • Sprache: Wie achten auf eine verletzungsfreie Sprache. Auch hier sind wir im Lernprozess. Äußerungen, die Menschen verletzen, herabwürdigen oder diskriminieren werden von uns als Organisator*innen unterbunden.
  • Zuhören: Negativ von Rassismus und Diskriminierung Getroffene können wertvolle Erfahrungen teilen. Hört ihnen zu! Das Teilen dieser Erfahrungen ist keine Selbstverständlichkeit und verdient Anerkennung und Respekt.
  • Zeit und Geduld: Der Weg hin zu einer rassismuskritischen Gesellschaft braucht einen langen Atem.
  • Sich informieren: Lesen und informieren ist Voraussetzung für den Lernprozess. Das Verstehen von gesellschaftlichen und globalen Zusammenhängen hilft die Auswirkungen von Rassismus und Diskriminierung heute zu verstehen.

7) Anonymes Feedback

Beispiele:

  • Einen Karton aufstellen und Zettel und Stifte bereitlegen. Hier kann jeder Mensch, ohne Angaben von Namen oder ähnliches, die eigene Rückmeldung einwerfen.
  • Mentimeter
  • Padlet

Weiter Feedback-Methoden:
https://www.uni-due.de/imperia/md/content/zfh/feedbackmethodenbar_2012.pdf

Begriffsdefinitionen

Safer Space oder auch Safe Space

Safe Spaces sind Räume, dies können reale aber auch digitale Räume sein. Diese Räume werden geschaffen, um Nutzer*innen einen möglichst verletzungsarmen Ort zu bieten, an dem sie sich sicher(er) fühlen können.

Da es keine vollkommen sicheren Räume gibt, wird aktuell häufiger von safer Spaces, also sichereren Räumen gesprochen.

In Safer Spaces können sich die Teilnehmenden akzeptiert und ernstgenommen fühlen. Sie dienen dazu, dass die Nutzer*innen ihre Diskriminierungserfahrungen teilen und sich gegenseitig empowern können.

Die Räume werden von Personen geschaffen und begleitet, die die gleiche Betroffenheit von bestimmten Diskriminierungsformen teilen, wie die Nutzer*innen. So gibt es neben Safer Spaces für Personen, die Rassismus erfahren müssen, ebenso queere Safer Spaces oder Safer Spaces für Menschen mit Behinderung.

Awareness Teams/Awareness Personen

„Alle Formen von Diskriminierung verletzen zu allererst und immer persönliche Grenzen und damit die Integrität und Würde von Individuen. Auch wenn Diskriminierungen sich z.B. im Alltag oder in der zwischenmenschlichen Interaktion unbewusst äußern können – etwa in Form von Zugangsbarrieren, rassistischer Darstellungen oder sexistischer Äußerungen. Genau hier setzen Awareness-Konzepte an: Awareness meint nicht nur die Übersetzung Bewusstsein – vielmehr geht es darum, ein Bewusstsein zu schaffen, den Blick und das Gehör Betroffenen zu widmen und eine (mutige) Haltung zu wahren. Dazu zählt es, Diskriminierungen anzusprechen, sichtbar zu machen und abzubauen. Für die Praxis bedeutet das, in allen Kontexten, in denen Austausch und Aushandlungsprozesse stattfinden, Räume und Möglichkeiten bewusst zu gestalten. Räume, in denen sich diskriminierte Menschen gesehen und beschützt fühlen und in denen sie ggfs. eine adäquate Begleitung, Unterstützung und Beratung fordern bzw. erhalten können.“ (Djalila Boukhari)

Awareness Personen stehen dafür bereit, ansprechbar zu sein für Menschen, die (rassistische) Diskriminierungen erleben mussten oder sich z.B. auf Grund bestehender Strukturen und Abläufe unwohl fühlen. Sie stehen als Ansprechpersonen und Gesprächspartner*innen, wenn gewünscht, zur Verfügung oder nehmen auch entsprechendes Feedback entgegen.